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envia TEL Blog

Unsere Datacenter-Expertin erklärt, wo die Reise in puncto Server-Housing hingeht

Colocation bezeichnet die Praxis, IT-Infrastrukturen wie Server und Speichersysteme in einem externen Rechenzentrum unterzubringen, anstatt sie im eigenen Unternehmen zu betreiben. Diese Methode bietet zahlreiche Vorteile, darunter Kosteneinsparungen, erhöhte Sicherheit und verbesserte Verfügbarkeit. Eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigte, dass bereits 40 % der gesamten Rechenzentrumskapazitäten in Deutschland auf Colocation-Services entfallen, mit steigender Tendenz. Denn Colocation gewinnt in Bezug auf die NIS2-Richtlinie und das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) zunehmend an Bedeutung. Die NIS2-Richtlinie erweitert beispielsweise die Cybersicherheitsanforderungen und verlangt von Unternehmen, strenge Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren, um die Integrität und Verfügbarkeit ihrer IT-Systeme zu gewährleisten. Die Aufwände, die durch die Einhaltung dieser Regulierungen entstehen, können für manche Unternehmen eine erhebliche Belastung darstellen. Nicht alle Firmen sind in der Lage, die notwendigen Investitionen und laufenden Kosten zu bewältigen.

Um ein tieferes Verständnis für die Relevanz von Colocation und aktuelle Trends in diesem Bereich zu verdeutlichen, hat unsere Kollegin Elisabeth Kreßner mit Sandra Warg, Produktmanagerin und Datacenter-Expertin bei envia TEL, gesprochen. Sie teilte wertvolle Einblicke und Erfahrungen, die die Vorteile und die wachsende Bedeutung von Colocation in der digitalen Landschaft deutlich machen. Zudem haben wir den Einfluss aktueller gesetzlicher Regulierungen wie der NIS2-Richtlinie und des Energieeffizienzgesetzes auf den Bau und Betrieb von Rechenzentren diskutiert.

Elisabeth Kreßner: Hallo Frau Warg, bitte stellen Sie sich kurz vor und erzählen uns von Ihrer Rolle bei envia TEL.

Sandra Warg: Ich bin seit 25 Jahren bei envia TEL tätig. Angefangen habe ich im Vertrieb und bin nun schon seit 2004 im Produktmanagement für Datacenter- und Infrastrukturprodukte verantwortlich. Dabei habe ich von Anfang an den Aufbau der Datacenter bei envia TEL begleitet.

Elisabeth Kreßner: Was versteht man unter Colocation und warum ist es ein wichtiges Thema für Unternehmen?

Sandra Warg: Colocation bezeichnet ursprünglich die Beherbergung von Technik anderer Netzbetreiber und die Zusammenschaltung dieser Netze. Wichtige Aspekte sind Redundanz und Sicherheit. Heute spricht man eher von Rechenzentren oder Datacentern, die auch von Unternehmen genutzt werden. Während die IT im eigenen Büroraum bei einem Ausfall oft kein Backup hat, bietet Colocation redundante Internetzugänge und Stromanschlüsse. Die permanente Verfügbarkeit und Sicherheit der Daten sind essenziell, da ein Ausfall katastrophale Folgen haben kann. Beim Server-Housing mieten Unternehmen Platz in einem Rechenzentrum und einen hochwertigen Internetanschluss, um ihre eigenen Server zu betreiben. Dies ermöglicht flexible und kosteneffiziente Skalierung, während hohe Sicherheits- und Verfügbarkeitsstandards gewährleistet sind.

Elisabeth Kreßner: Warum ist Redundanz in einem Rechenzentrum so wichtig und wie stellt envia TEL die hohe Verfügbarkeit sicher?

Sandra Warg: Redundanz bedeutet doppelte Absicherung. Bei uns im Datacenter Leipzig sind alle Anlagen, vom Umspannwerk über den Trafo bis zu den Datacenter-Schränken mindestens doppelt vorhanden. Dazu gehören auch mehrere Stromzähler und Steckdosen. So sind die Server unserer Kunden immer in besten Händen. Falls beispielsweise eine Stromleitung oder ein Internetanschluss ausfällt, können sie auf einen weiteren zurückgreifen. Der Betrieb wird so nicht unterbrochen.

Elisabeth Kreßner: Warum ist Colocation besonders für mittelständische Unternehmen attraktiv?

Sandra Warg: Das ist ganz klar ein Standort-Thema. Colocations sind oft zentral gelegen und gut über eine Autobahnanbindung oder öffentliche Verkehrsmittel erreichbar. Das ist für mittelständische Unternehmen meist schwer, selbst zu realisieren. Zudem übernimmt bei Colocation der Anbieter die Verantwortung für qualifiziertes Personal und bietet eine breite Auswahl an Providern. Durch unsere Schwestergesellschaft MITNETZ Strom und unser eigenes Network Operation Center (NOC) am Standort Taucha sind wir bei envia TEL gut abgesichert. Dabei spielt auch unser siebenstufiges Sicherheitssystem eine Rolle und schützt die Server vor physischen Angriffen.

Elisabeth Kreßner: Welche Faktoren sollten Unternehmen berücksichtigen, wenn sie ein eigenes Rechenzentrum bauen möchten?

Sandra Warg: Die Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab. Darunter Redundanz und Standortempfehlungen des BSI, aber auch Baukosten und steigende Strompreise sowie Zertifizierungen oder aber auch gesetzliche Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz, NIS2 und KRITIS. Gerade das Thema Zertifizierung wird oft unterschätzt. envia TEL hält aktuell Zertifikate wie ISO 9001, ISO 27001 und EN50600 sowie den TSI.Standard V4.3 Level 3 (erweitert) und bietet auch Beratung sowie Generalunternehmerservices für den Bau eigenständiger Datacenter an. So ein Vorhaben ist aktuell in Sehnde mit dem Datacenter Hannover in Arbeit.

Elisabeth Kreßner: Wie beeinflussen aktuelle Gesetze wie das Energieeffizienzgesetz und NIS2 die Entscheidung, ein eigenes Rechenzentrum zu bauen?

Sandra Warg: Diese Gesetze haben erheblichen Einfluss auf den Bau und Betrieb eines Rechenzentrums. Beim Energieeffizienzgesetz gibt es noch viel Bewegung, und Verbände wie der eco Verband unterstützen Unternehmen als Vermittler zwischen Politik und Wirtschaft. Das NIS2-Gesetz ist beschlossen. Es betrifft nun mehr Unternehmen als NIS und stellt diese vor neue Herausforderungen. Hier wird es spannend, ob all diese Unternehmen die Regularien erfüllen können. Colocation-Anbieter gehören oftmals zu Betreibern kritischer Anlagen oder fallen unter die Regelungen des Energieeffizienzgesetzes. In diesem Fall sind sie verpflichtet, die vorgeschriebenen Umsetzungsmaßnahmen sicherzustellen.

Elisabeth Kreßner: Welche Vorteile bietet die Nutzung eines externen Rechenzentrums in Bezug auf diese Regulierungen?

Sandra Warg: Externe Rechenzentren verfügen über fortschrittliche Sicherheitsmaßnahmen und spezialisierte Teams, die die Einhaltung von Sicherheitsstandards und gesetzlichen Vorgaben gewährleisten. Dies erleichtert es Unternehmen, die Anforderungen der NIS2-Richtlinie zu erfüllen. Redundante Systeme und Notfallpläne bieten zudem eine hohe Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit. In Bezug auf das Energieeffizienzgesetz sind externe Rechenzentren oft auf Energieeffizienz optimiert und nutzen moderne Technologien, zum Beispiel zur Reduktion des Stromverbrauchs. Zunehmend bieten Rechenzentren die erzeugte Abwärme zur Weiterverwendung für andere Zwecke an und liefern Berichte über den Energieverbrauch, was die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben erleichtert. Als Colocation-Anbieter und Betreiber kritischer Anlagen kennen wir die gesetzlichen Vorhaben gut. Kunden können einziehen und unsere zertifizierten Leistungen nutzen. Bei speziellen Anforderungen sind auch eigene Zertifizierungen vor Ort möglich.

Elisabeth Kreßner: Wie wichtig ist die Anbindung zu anderen Rechenzentren für Unternehmen?

Sandra Warg: Das Thema Georedundanz wird immer wichtiger. Dabei greift der Kunde auf mehrere Datacenter zurück, sodass selbst im Extremfall, falls eines der Datacenter komplett ausfällt, das zweite Datacenter einspringen kann. Empfohlen wird bei Georedundanz ein räumlicher Abstand der Datacenter von mindestens 200 Kilometer. Dies ist besonders für kritische Geschäftsfelder sinnvoll.

Elisabeth Kreßner: Welche speziellen Anbindungsoptionen bietet envia TEL ihren Kunden?

Sandra Warg: Wir bieten Datacenter-Anschlüsse in Layer 2 oder 3, DE-CIX-Produkte sowie, Security-Produkte. So können Kunden ein Rundum-Paket von einer direkten Anbindung zum DE-CIX nach Frankfurt bis zu hinreichender Netzwerksicherheit genießen.

Elisabeth Kreßner: Wie sehen Sie die Zukunft der Colocation-Dienstleistungen in Deutschland und Europa?

Sandra Warg: Voraussichtlich werden viele kleine Rechenzentren schließen müssen, da sie die neuen Regularien aus dem Energieeffizienzgesetz nicht erfüllen können und ein Nachrüsten unverhältnismäßig ist. Es wird jedoch weiterhin mehrere große Neubauten geben, denn die Bedarfe sind z.B. aufgrund des KI-Booms nach wie vor steigend. Trends sind High-Density-Racks und Edge-Rechenzentren, die niedrige Latenzen und regionale Hauptleitstellen bieten, wie zum Beispiel unser Datacenter Leipzig.

Elisabeth Kreßner: Vielen Dank für Ihre Zeit!

Das Interview mit Sandra Warg hat die wesentlichen Vorteile von Colocation-Diensten beleuchtet. Unternehmen profitieren von erhöhter Redundanz, Serversicherheit und sorgen für Entlastung beim Servermanagement. Die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz und die NIS2-Richtlinie stellen viele Unternehmen vor Herausforderungen, die durch die Nutzung von Colocation-Diensten effektiv gemeistert werden können. Sandra Warg hat dargelegt, dass die Rechenzentren der envia TEL durch umfassende Zertifizierungen und ein robustes Sicherheitskonzept bestens aufgestellt sind, um den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden.

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